Normalerweise äußere ich mich eher selten zu politischen Themen öffentlich. Das hat in der Regel den Grund, dass ein Shitstorm vorprogrammiert ist. Meine Meinungen
äußere ich daher normalerweise durch künstlerische Botschaften, denen aber durch die aktuelle Lage Grenzen gesetzt sind. An sich tangieren mich Shitstorms zwar mittlerweile recht wenig, aber
kosten dennoch Zeit und lassen das Postfach überkochen und das kann nerven. Aufgrund des aktuellen Anlasses - die Durchführung einer Querdenker-Demo am 20.03.2021 in Kassel, die mit 20.000
Menschen eskalierte - weiche ich von meiner Gewohnheit ab und möchte dieses Thema durch diesen Blogeintrag durchleuchten.
Was vor Ort vorgefallen ist, möchte ich nicht kommentieren, denn ich war nicht dabei und kann mir diesbezüglich nur ein Bild davon machen, was mir die Medien als
Konsumentin vorlegen. Ich möchte auch nicht auf die Bewertung des Polizeieinsatzes eingehen, denn auch hierfür fehlen mir Informationen und die Vorortserfahrung, denn ich war nicht dabei und das
aus Überzeugung!
Tatsächlich haben aber die durch die Medien kursierenden Vorkommnisse meine Aufmerksamkeit erregt und vor allem Wut und Frust provoziert. Hierzu stelle ich mir
zahlreiche Fragen, wie:
Warum dürfen Demonstrationen überhaupt stattfinden?
Selbstverständlich bekommt man hier als Erstes das Argument "Recht auf Meinungsfreiheit und deren Äußerung" zu hören. Ich erinnere mich aber noch sehr gut daran,
wie ich in meiner Ausbildung zur Theaterpädagogin die Geschichte des Theaters kennenlernte. Eine Geschichte, die erzählt, wie Theater politisch eingesetzt wurde. Es war der Ort für neue
Denkansätze und freie Meinungsäußerungen, wurden sie auch zeitweise von der Politik verboten und unterdrückt. In nahezu jedem Theaterstück finden sich politische und gesellschaftliche Themen
wieder, die durch künstlerische zur Schaustellung zum Denken anregen sollen und Meinungen und verschiedene Ansichten offenlegen. In Zeiten der Coronapandemie ist den Theatern und den Künstlern
ihr Ort zum Ausdruck genommen worden. Die Theater und Veranstaltungssäle sind geschlossen und Künstlerinnen und Künstler sind angehalten, ihre Kunst zu digitalisieren. Und ja, wir geben uns Mühe
dies so gut wie möglich umzusetzen und versuchen nun im Überfluss der digitalen Medien irgendwie noch gesehen zu werden. Die Meinungsäußerung und Ausdrucksfreiheit des Künstlers und der
Künstlerin sind nichtsdestotrotz vehement eingeschränkt. Auch die Tradition die Politik beim Karnevalsumzug zu kritisieren und zu kommentieren wurde dieses Jahr live untersagt und fand vereinzelt
digital statt. (Siehe Blogeintrag: Kreativ durch die Pandemie)
Im Gegenzug finden aktuell Demonstrationen und Versammlungen auf großen Plätzen statt, die provokativ gegen sämtliche Corona Maßnahmen verstoßen und schließlich
Eskalationen mit sich bringen. Eine analoge Live-Demonstration während der Zielsetzung der Eindämmung der Corona-Fälle? Ist das Ihr Ernst, meine Damen und Herren Politiker?! Wo ist denn hier eine
Verhältnismäßigkeit?
Was spricht dagegen Demonstrationen digital durchzuführen?
Jeder hat die Möglichkeit heutzutage einen Account auf einer Social Media Plattform oder einer Videoplattform zu erstellen und darf hier im Rahmen der Gesetze und Plattform-Richtlinien seine Meinungen kundtun. Über Online-Meetings lässt sich hier alles Mögliche vorplanen. Zahlreiche Programme ermöglichen einem auf vielfältigste Art und Weise Aufmerksamkeit für seine Sache zu erhalten. Ich kann keinerlei Gründe dafür nachvollziehen, geschweige denn finden, die die Notwendigkeit ausreichend begründen eine Demonstration, egal zu welchem Thema und jeglicher Haltung, zu gegebener Zeit live analog durchführen zu müssen.
Wieso werden Demonstrationen überhaupt erlaubt, während alle anderen auf Zusammenkünfte zum freien Meinungsaustausch bei Kulturveranstaltungen oder in der Gastronomie verzichten müssen?
Schnitt ins eigene Fleisch
Während in Kassel Coronaleugner auf die Straße gingen, um gegen die Coronamaßnahmen zu protestieren, provozieren selbige die Verlängerung der Maßnahmen, sowie einen dritten Lockdown. Als könne man gegen Krankheit und Tod demonstrieren! Ich glaube, dass keiner auf dieser Welt die Macht dazu hat, sich dem zu entziehen. Es gibt zahlreiche bewiesene Fälle von Corona Infektionen und Todesfällen aufgrund von Corona. Welche Logik sollte es haben, so etwas zu erfinden und die Welt einen Stillstand aufzuzwingen. Immerhin geht es um die gesamte Welt. Der Glaube ein Mensch alleine sei so mächtig eine solche Lüge auf der ganzen Welt über einen solch langen Zeitraum zu verbreiten erscheint mir doch stark geisteskrank. Ich fühle mich hilflos gegen eine solche Einfältigkeit und kann seit einem Jahr nur ununterbrochen mit dem Kopf schütteln.
Uns geht es zu gut!
Ich glaube manchmal, dass es uns allen einfach noch viel zu gut geht. Wir regen uns über den Verzicht von Luxusgütern wie Urlaub, Kultur und Party auf. Wir jammern,
weil unsere Atmung durch die Masken erschwert wird und wir den Menschen, denen wir begegnen, in die Augen schauen müssen. Wir heulen aufgrund von gereizter Haut, durch die Handhygiene und ärgern
uns darüber, wenn wir Bekannte, Freunde und Familie nur über Skype sehen und hören können.
Blicke ich auf die Menschen in der Welt, die vor Armut dem Hungertod entgegenblicken, sehe ich die Bilder von Feuerwehrfrauen und -männern, die aus einem brennenden
Haus durch die Schutzmasken, um Luft ringend, versuchen zahlreichen Menschen das Leben zu retten, blicke ich auf die Menschen, die ihre Heimat zurücklassen und eine Reise ins Ungewisse auf sich
nehmen, in der Hoffnung überleben zu dürfen. Sehe ich die zahlreichen alten Aufnahmen, die zeigen, wie viele Menschen einen qualvollen Tod erlitten oder den Tod anderer auf dem Kriegsschlachtfeld
mit ansehen mussten. Höre ich von den Geschichten zahlreicher Familien, die voneinander ein Leben lang getrennt leben müssen. Dann fühle ich mich schäbig. Ich habe zu essen! Ich habe ein Heim!
Ich kann mit meinen Freunden schreiben und sie auf dem Bildschirm sehen. Ich kann in meinen vier Wänden tanzen. Ich kann Medien konsumieren, die mich zum Lachen oder Weinen bringen. Ich kann mich
unter das warme Wasser der Dusche stellen und den "Dreck" von der Gartenarbeit von mir abwaschen. Ich kann so viel und habe absolut keinen Grund zu Jammern!
Und deshalb halte ich Abstand zu meinen Freunden und Bekannten. Verzichte auf die innigen Umarmungen, denen ich sehnsüchtig nachspüre, als sie damals noch möglich
waren. Ich trage eine Maske und trainiere bewusst meine Lunge und weiß, dass dieser Dresscode möglicherweise mein eigenes, aber vor allem das Leben vieler anderen retten kann, sollte ich mich
doch infiziert haben. Ich wasche mir die Hände und genieße das Gefühl von Wasser, wie es durch meine Finger fließt. Ich betrachte all den Verzicht und die Pflichten mit positiven Gedanken. Es
sind Maßnahmen, die Menschenleben retten können, während das Gegenteil Menschenleben kosten könnte. Ob die Maßnahmen nun helfen oder nicht, kann ich nicht beurteilen, denn ich habe einen anderen
Fachberuf. Aber ich möchte lieber ein Held sein, als ein fahrlässiger Egoist.
Maskierte Helden
Tatsächlich ist doch eins auffällig, zahlreiche Helden unserer Kindheit waren maskiert. Ob es nun ein Ninja war, ein Bandit, Zorro oder Spiderman, Batman, Superman und so viele mehr. Eine Maske zu tragen bedeutet für all die Helden auf ein normales Leben verzichten zu müssen, Selbstdisziplin und Verantwortung zu tragen. Sie ist die Rüstung und ein Zeichen für Stärke, Mut und Aufopferung. Warum sollte das heute anders sein? Ich bin daher #stolzmaskiert, denn ich bin froh meinen Teil zu einem gemeinschaftlichen Heldentum beizutragen, in der Hoffnung Menschen zu schützen.
Dazu habe ich als Künstlerin und Autorin ein kurzes Gedicht verfasst:
Stolz maskiert!
Wer glaubt er könne sich hinter einer Maske verstecken,
irrt sich und darf die Zähne blecken.
Die Dummheit kommt immer ans Licht,
zeigt sich im unmaskierten Angesicht.
Dummheit zeigt sich ohne Scham,
wer sie sieht, zählt eins und eins zusamm'
so trägt Intelligenz nun ihr eigen' Kleid,
wie einst, die Helden unserer Kindheit.
Verantwortung bleibt heldenhaft.
Disziplin macht die Superkraft!
Fürsorge und Verzicht,
sind des Helden höchste Pflicht.
Diese Zeit läd' dazu ein,
jeder darf ein Held nun sein.
Jeden von uns erkennt man leicht,
stolz maskiert nicht von Distanz abweicht.
Je mehr Helden sich hier finden,
und sich geschlossen standhaft binden,
umso schneller sei gewiss,
dass bald die Welt wieder offen ist.
von Nadine J.M. Knauer (urheberrechtlich geschützt )
In diesem Sinne poste ich Bilder von mir mit Mundschutz auf meinen sozialen Media Kanälen und versehe sie mit dem Hashtag #stolzmaskiert. Wer sich von meinem Beitrag positiv inspiriert fühlt, sei dazu eingeladen, Fotos zu posten. Fotos, die eure maskierten Heldenfiguren zeigen oder euch selbst in eurem maskierten Heldenalltag - ob beim Einkaufen, beim Outdoorsport oder an der Arbeit... Verseht den Post mit dem Hashtag #stolzmaskiert und seid einer von vielen Helden im Alltag!
Bleibt gesund, diszipliniert und mutig,
Alles Liebe,
Eure Nadine
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